Schulprofil
Lebensdaten Albert Schweitzers
1875 geb. in Kaysersbergim Elsaß als Sohn eines
evangelischen Pfarrers, 4 Geschwister
ab 1893 Studium der Theologie und Philosophie in Straßburg
und Berlin; Beschäftigung mit Orgelspiel und Orgelbau
1899 Promotion zum Dr. phil
ab 1902 Professor an der Universität Straßburg, bekannter Orgel-Künstler
1905 – 12 Studium der Medizin und Tropenmedizin
1912 Heirat mit Helene Breßlau
1913 Erste Reise nach Lambarene (heute Gabun in Westafrika) und
Gründung des Urwaldspitals
1917 – 24 Arbeitsverbot in Lambarene ? bedingt durch den 1. Weltkrieg;
wissenschaftliche Arbeit, Vortragsreisen und Konzerte in Europa
(Geldbeschaffung für Lambarene!)
1953 Friedensnobelpreis
1965 stirbt in Lambarene am 4. September
Nicht ohne Grund trägt die Realschule in Mayen den Namen eines großen Mannes: Albert Schweitzer
Ein Interview mit Albert Schweitzer
Glocke: Herr Schweitzer, Ihr Vorname ist Albert und sie wurden am 14. Januar 1875 in Kaysersberg (Oberelsaß) geboren und sind in Günsbach aufgewachsen.
Schweitzer: Meine Eltern sind bald nach meiner Geburt dorthin gezogen. Ich ging dort in die Dorfschule, später in Münster in die Realschule und 1885 in Mülhausen auf das Gymnasium
Glocke: In Ihrer Chronik steht, dass Sie sich nicht auf die Schule gefreut haben.
Schweitzer: Das stimmt. Ich habe auf dem Weg zur Schule am 1. Tag die ganze Zeit geweint. Ich ahnte, dass es mit dem Träumen und der herrlichen Freiheit zu Ende war. Lesen und Schreiben erlernte ich nur mit Mühe. Immer wieder schweiften meine Blicke aus dem Fenster auf die herrlichen Berge.
Auch auf dern Gymnasium, auf das ich ging, weil ich als Pfarrerkind privilegiert war, war ich ein schlechter Schüler. Mein Vater wurde zum Direktor geladen, weil man mir die Freistelle nehmen wollte. Obwohl ich meinem Vater viel Kummer bereitete, schalt er mich nicht. Er war zu gut und traurig zum Schalten. Da bekam ich einen neuen Klassenlehrer, Dr. Wehman.
Dieser Lehrer hatte jede Stunde gut vorbereitet. Er wusste genau, wieviel er darin durchnehmen wollte und wurde immer gerade damit fertig. Und die Hefte der Reinarbeit gab er immer pünktlich auf den fälligen Tag zurück. Diese Selbstdisziplin wirkte auf mich. Diesem Lehrer wollte ich nicht missfallen.
Nach drei Monaten gehörte ich schon zu den besten Schülern, während das Weihnachtszeugnis noch so schlecht :war, dass meine Mutter jeden Tag mit verweinten Augen herumlief
Überhaupt, das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern war ein ideales, dank dem großen Verständnis, das die Eltern uns in allen Dingen, selbst in unserer Torheit entgegenbrachten. Sie erzogen uns zur Freiheit.
Glocke: Herr Schweitzer, was war der ausschlaggebende Moment, dass sie sich für den Arzt im Äquatorialafrika entschieden?
Schweitzer: Ein Satz Jesu beschäftige mich besonders. „Wer sein Leben will behalten, der wird es verlieren, und wer sein Leben verliert um meinet- und des Evangeliums willen, der wird es behalten.“ Eines Morgens, im Herbst 1904 fand ich auf meinem Schreibtisch ein Heft in dem die Pariser Missionsgesellschaft allmonatlich über ihre Tätigkeit berichtete. Die Überschrift „Was der Kongomission not tut“ erweckte meine Aufmerksamkeit. Darin stand, dass es der Mission an Leuten fehle, um ihr Werk in Gabun zu betreiben.
Am 13. Oktober 1905 warf ich in Paris Briefe in den Briefkasten, in denen ich meinen Eltern und den nächsten Bekannten mitteilte, dass ich mit Anfang des Wintersemesters Student der Medizin werden würde, um mich später als Arzt nach Äquatorialafrika zu begeben.
Glocke: Herr Schweitzer, sie verließen 1913 ihren Heimatort: Günsbach, um nach Afrika zu gehen. Wohin gingen sie damals?
Schweitzer: Ich ging in den Urwald. Dort wo Palmen, Laubhölze mit grünem Gezweig und mächtigen Blättern, übennannsgroße Papyros standen mit großen fächerartigen Blättern wachsen. Mächtige Flussläufe bahnten sich ihren Weg und Affenschwänze hingen: von den Bäumen. Hier in Lambarene begann ich, mein Urwaldkrankenhaus zu bauen. Sie sehen aber nicht ein großes Haus, sondern ein Dorf. Mein Hospital ist ein großes Dorf in dem die Patienten mit ihren Familien und ihren Kochgeräten leben. Für die Kinder, auch die Leprakranken ist eine Schule vorhanden. Ich zeige ihnen, wo: man Hütten baut, wie man seine Arbeit aufteilt wie man Verschalungen für die Grundmauern errichtet. Dazwischen hört man den freudigen Chor: Merci, grand docteur“. Jeden Sonntag findet unter freiem Himmel der Gottesdienst statt und ich versuche mit einfachen Worten zu ihnen zu sprechen, in ihren Herzen das Verlangen nach Frieden mit Gott zu wecken.
Glocke: Herr Schweitzer, die Eingeborenen nennen sie „Oganga“
Schweitzer: Ja, das ist richtig. Oganga heißt einfach Fetischmann. Sie habe keine andere Bezeichnung für einen Arzt. Alle schwarzen Heilkünstler sind Fetischmänner. Wir haben hier Ziegen, Schafe, Pelikane und Schimpansen. Ich liebe Menschen und Tiere. Meine Katze Sizi habe ich selbst mit der Flasche groß gezogen. Ich muss nur darauf achten, das sie nicht in unseren Laborraum auf Rattenjagd geht, sonst sind garantiert einige Flaschen und Gläser zertrümmert.
Glocke: Herr Schweitzer, was würden sie den Schülern der Albert-Schweitzer-Realschule als Motto geben?
Schweitzer: Erfurcht vor dem Leben umfasst Pflanzen, Tiere und Menschen. Viel Kälte ist unter den Menschen, weil wir nicht wagen, uns so herzlich zu geben, wie wir sind.
Albert Schweitzer (1875 – 1965) Tropenarzt, Kulturphilosoph, Theologe, Prediger, Musiker, Bach – Interpret, Organist, Orgelbauer, Entwicklungshelfer, Baumeister, Nobelpreisträger, Inhaber der Friedensklasse des Ordens “ Pour le mérite“.